Zwischen Kurswechsel und Wechselkurs

Editorial EGROH-Magazin 2015


Das Jahr 2014 war für die Reha-Branche geprägt von verschiedenen strukturellen Herausforderungen.

Diskussionsrunden über die Ausschreibungspraxis der Kostenträger füllten die Bühnen und Medien der Republik mit Symposien, Foren und Talkrunden. Interessengemeinschaften wurden gegründet.

Wir müssen einräumen:

Die klassische Wertschöpfung der industriellen Produktion, gefolgt von der regionalen Leistungserbringung durch die Sanitätsfachhäuser und die zu einem Großteil finanzierte Leistungsübernahme durch die Kostenträger sind in jüngster Zeit – milde ausgedrückt – zunehmend von Unsicherheit geprägt. Der aktuelle Kurswechsel der Kassen bei Ausschreibungen verändert den Weg der Leistungserbringer zum Rezept erheblich. Von schlechteren Versorgungen, Aushöhlung des Sachleistungsprinzips durch systematische Zuzahlungen und sogar von Vernichtung mittelständischer Versorgungsstrukturen ist die Rede. Alle Mitspieler haben dabei ihre Argumente, aber es bleibt zu beantworten: Wer gewinnt – wer verliert? Davon auszugehen, dass wir hier auf eine Win-win-Situation zusteuern, ist nicht zu erkennen. Wir kennen das Argument, dass der Preis nur eine von insgesamt vier Wertungskriterien darstellt. Aber die verbleibenden Drei – „Qualität, Service, Zuverlässigkeit“ – haben auch ihren Preis, und der ist nicht volatil.

Und am Ende des Jahres war es nicht mehr zu leugnen, dass die Beschaffungspreise und Produktionskosten durch die Schwäche des Euros erheblich unter Druck geraten sind.

Diese Entwicklung des Wechselkurses konnte man auch bei misstrauischster Betrachtung so nicht vorhersehen. Als solide wirtschaftende Kaufleute können wir uns davor nicht dauerhaft abducken, sondern müssen gegensteuern, um den Fortbestand der Verlässlichkeit einer ganzen Branche weiterhin zu garantieren. Wir folgen nicht den Gedankenspielen von Glücksrittern, die tapfer davon ausgehen, dass nach dem Sturm bestimmt bald wieder die Sonne scheinen wird. Wir müssen ökonomisch und nachhaltig handeln  – und wir haben keine Lust auf Casino!

Beide Entwicklungen reduzieren für alle Marktteilnehmer die langfristige Planbarkeit erheblich oder machen sie in der aktuellen Situation fast unmöglich. Wenn wir nicht wollen, dass sich unsere Branche so grundlegend ändert, wie wir es bei den Schwesterbranchen Pharmaindustrie oder Medizintechnik erlebt haben, dann ist gemeinsames Handeln im Schulterschluss zwischen Industrie und Leistungserbringern gefordert. Lösungsansätze könnten hierbei die Verzahnung von Prozessen sein, Überlegungen zu gemeinsamen Produktstrategien und die Entwicklung innovativer Versorgungskonzepte.

Dazu müssen die Kooperationen zwischen der Industrie und den Leistungserbringern ausgebaut werden. Der Einsatz für den Erfolg ist Offenheit, sind gemeinsame Ziele und Visionen und eine intelligente Moderation. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Interessensvertretung der Leistungserbringergemeinschaften als entscheidende Schnittstelle zur Industrie.

„Die Schwierigkeit ist nicht, neue Ideen zu finden, sondern den alten zu entkommen…“
Mit diesem Zitat von John Maynard Keynes möchten wir Sie ganz herzlich zu einem regelmäßigen Austausch einladen. Lassen Sie uns gemeinsam über Lösungsansätze diskutieren, wie wir in unserer Verantwortung als Hersteller und Leistungserbringer den Fortbestand einer soliden Versorgung erhalten können.


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